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Fachkräftetour – Region Ostwestfalen-Lippe

Zwei Männer im Gespräch in einer Werkstatt

„Auszubildende sind der Erfolgsfaktor von Morgen“

Auf seiner Fachkräftetour durch Nordrhein-Westfalen machte Minister Karl-Josef Laumann am 16. September 2024 in Ostwestfalen-Lippe halt. Hier nahm er am Fachkräftekongresses mit dem Titel „Zukunft der Ausbildung in OWL” teil und damit zugleich an der Auftaktveranstaltung für das Aktionsprogramm „Fachkräfte für OWL“.

Ziel der Landesregierung ist, „so viele junge Leute wie möglich in Ausbildung zu führen, keinen zu verlieren“. Denn: NRW will Berufsbildungsland Nummer 1 werden und NRW will seinen Fachkräftebedarf decken. Für beides ist die duale Berufsausbildung der entscheidende Faktor.

Was also lag für den Minister auf seiner Fachkräftetour in Ostwestfalen-Lippe näher, als einen Betrieb zu besuchen, der mit Hilfe regionaler Partnerschaften kontinuierlich neue Auszubildende gewinnen will und der sogar einen eignen Kino-Werbe-Trailer zur Anwerbung von Auszubildenden entwickelt hat?

Die Rede ist vom Handwerksbetrieb Bergmann & Steffen GmbH in Spenge. Das Familienunternehmen mit rund 70 Beschäftigten und (bis zu) drei Auszubildenden jährlich ist spezialisiert auf die Entwicklung und den Bau von Laser-Schweißanlagen sowie Betreiber eines eigenen Laserzentrums. Hier, vor Ort, sprach der Minister beim Betriebsdurchgang mit Gesellen und Auszubildenden, den zukünftigen Fachkräften für Zerspanungsmechanik, Feinwerkmechanik, technisches Produktdesign und Mechatronik. Für deren Chef, Geschäftsführer Uwe Bergmann, sind junge und motivierte Auszubildende „der Erfolgsfaktor von Morgen.“

Eine Einstellung, die offensichtlich typisch ist für die Region. Auch für Jürgen Müller, Landrat des Kreises Herford, „sind eine starke berufliche Orientierung und Ausbildung Grundstein dafür, dass wir in OWL wichtige Transformationsprozesse bewältigen und unseren Wohlstand sichern können.“

Exzellenz für berufliche Bildung

Wie eng Ausbildung und Fachkräftesicherung miteinander verbunden sind, zeigte der anschließende, von der Regionalagentur OWL organisierte und von 150 Personen besuchte Fachkräftekongress „Zukunft der Ausbildung in OWL”.

In seiner Eingangsrede beschrieb Minister Laumann die Ziele der Fachkräfteoffensive NRW. Die Attraktivitätssteigerung der beruflichen Bildung ist dabei ein zentrales Handlungsfeld. Doch noch immer verharren zu viele Schülerinnen und Schüler durchschnittlich bis zu vier Jahre im Übergangsektor. „Viel zu lange“, so Karl-Josef Laumann.

Um junge Menschen schneller aus dem Übergangssystem in duale Ausbildung zu bringen, fördert das Land deren Coaching und Begleitung. Allein in OWL gibt es aktuell 58 Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter, 12 Stellen im Projekt „Übergangslotsen“ sowie 11,5 Stellen im Programm „Ausbildungswege NRW. „Besonders mit den Übergangslotsen wollen wir ausbildungsinteressierte Schülerinnen und Schüler in den Bildungsgängen des Übergangssektors bei der Vermittlung in die berufliche Ausbildung unterstützen.“ Zugleich fördern NRW und Bund gemeinsam die Modernisierung der Überbetrieblichen Bildungszentren. Anerkennende Worte fand der Minister für die Zusage der Wirtschaft, mehr Praktika für junge Menschen zur Verfügung zu stellen, sowie für die Ausbildungsbetriebsquote in OWL: Sie liegt mit 23,3 Prozent über dem NRW-Durchschnitt mit 20,9 Prozent.

„Exzellenz für berufliche Bildung“ trägt genauso zur Attraktivitätssteigerung der dualen Berufsausbildung bei wie Aufstiegsmöglichkeiten: „Das ist die beste Werbung“, so Karl-Josef Laumann und genau deshalb hat das Land die Meisterprämie im Handwerk eingeführt: „Seit Juli 2023 wurden fast 4.000 Prämien vergeben.“

Bildungsoffensive und Regionalmarketing

In einer anschließenden Gesprächsrunde ging es um „Herausforderungen und Chancen für die Nachwuchsgewinnung in OWL“.

Nach Angaben von Frauke Schwietert, Geschäftsleiterin Agentur für Arbeit Herford, wandelt sich der Ausbildungsmarkt in der Region zunehmend zu einem Bewerbermarkt, zudem sind Fachkräftesicherung und -gewinnung gerade bei kleineren Unternehmen ein Problem. Sie appellierte an die Unternehmen, auch geflüchtete und zugewanderte Menschen sowie Jugendliche mit Handicaps oder mit schlechten Noten in den Blick zu nehmen. Die Agentur für Arbeit unterstützt sie dabei: mit Assistierter Ausbildung zum Beispiel oder mit Einstiegsqualifizierungen.

Um angebotene Ausbildungsstellen mit geeigneten jungen Menschen zu besetzen, ist die IHK mit Azubi-Kampagnen wie „#Könnenlernen“, dem Projekt IHK-Schule-Wirtschaft oder mit Ausbildungsbotschafterinnen und -botschaftern an Schulen aktiv, ergänzte Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin IHK Ostwestfalen zu Bielefeld.

Vor allem im MINT- Bereich wächst nach Einschätzung von Jörg Timmermann der Bedarf an Fachkräften. Für den Geschäftsführer der Kraft Maschinenbau Gruppe ist Ausbildung „Grundlage, um Transformationsprozesse zu gestalten“. Das gelte vor allem für OWL als Standort mit vielen Unternehmen im gewerblich technischen Bereich.

Die Bedeutung attraktiver Standortfaktoren für die Fachkräftegewinnung hoben Tim Kähler, Bürgermeister Stadt Herford, und Michael Stickeln, Landrat Kreis Höxter und Vorsitzender Lenkungskreis OWL, hervor. Dazu zählen zum Beispiel familienfreundliche Angebote mit attraktiven Wohnmöglichkeiten, Kinderbetreuung und Bildungsstätten sowie eine gut ausgebaute Nahversorgung und digitale Infrastruktur. Die Stadt Herford und der Kreis Höxter sind dabei auf einem guten Weg.

Als Regionalentwicklungsgesellschaft trägt die OWL GmbH laut Geschäftsführer Björn Böker mit einer „gesamtregionalen Bildungsoffensive“ sowie einem „strategischen Regionalmarketing“ erfolgreich zur Nachwuchsgewinnung bei.

Gute Praxis in OWL

In einer zweiten Gesprächsrunde wurden Beispiele guter Praxis in OWL präsentiert. Als hilfreich bezeichnete Carl-Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung Handwerkskammer OWL, in diesem Zusammenhang unter anderem das Projekt „Passgenaue Besetzung – Willkommenslotsen“, das Unternehmen mit ausbildungsinteressierten Geflüchteten zusammenführt. 

Die WAGO GmbH & Co. KG, berichtete Thomas Heimann, Leiter Ausbildung International, bietet zum Beispiel gemeinsam mit anderen Unternehmen eine „kooperative Ausbildung“ an - auch zur Unterstützung benachteiligter Jugendlicher im SGB II.

Genauso kreativ die Nolte Küchen GmbH & Co. KG. Nach Angaben von Annika Lange, Leitung Personalentwicklung & Ausbildung, hat der Betrieb umfänglich in die Modernisierung seiner Lehrwerkstatt investiert und organisiert neben vielem anderen Projektwochen in Kooperation mit Berufskollegs und Werkstatttage mit Schulen.

Die POS Tuning GmbH wiederum, war von Geschäftsführer Oliver Voßhenrich zu erfahren, engagiert sich für die Integration von Menschen mit Behinderungen und arbeitet dazu eng mit der gemeinnützigen Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. zusammen. Auch das nur eine von vielen Aktivitäten des Unternehmens im Handlungsfeld Nachwuchskräftesicherung.

Aktionsprogramm „Fachkräfte für OWL“ gestartet

Highlight des Tages war der Start des Aktionsprogramms „Fachkräfte für OWL 2024“. Kreiert von einem Arbeitskreis aus Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsakteuren der Region, findet die Aktion in diesem Jahr bereits in dritter Auflage statt. Geschäftsstelle ist die Regionalagentur OWL. Deren Leiterin, Melanie Taube, stellte das Programm mit seinen Angeboten für Unternehmen, Beschäftigte, Jugendliche, Weiterbildungsinteressierte und Arbeitsuchende im Einzelnen vor.

Rund 80 Formate zählen dazu, darunter Veranstaltungen zur Berufsorientierung für Jugendliche in verschieden Branchen mit besonders hohem Fachkräftebedarf, Unterstützungsangebote für die Ausbildung mit digitalen Lösungen, Berufseinstiegsmessen, Speeddatings und Tage der offenen Tür in Unternehmen. Die Regionalagentur selbst bietet eine Workshopreihe für KMU zum Thema Onboarding zusammen mit den Wirtschaftsförderungen der sechs Kreise und der Stadt Bielefeld an.

Melanie Taube: „Jugendliche können zum Beispiel Berufe mit VR-Brillen erkunden, sich in Barre's Brauwelt umsehen oder sich über das Evangelische Klinikum Bethel als Arbeitgeber informieren.“ Von der Fülle und der Qualität der Angebote war der Minister - nach eigenen Worten - „beeindruckt“.