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Fachkräftetour – Region MEO

Gruppenbild

Minister Laumann auf Fachkräftetour in der Region Mülheim, Essen, Oberhausen

Auf der Fachkräftetour machte Arbeitsminister Karl-Josef Laumann am 22.02.2024 Station in der Region Mülheim, Essen, Oberhausen (MEO). Auf dem Fachkongress „Vielfalt verbindet: Bildung, Chancen und Teilhabe in MEO“ diskutierte Minister Laumann mit Unternehmen, Kammern, Verbänden, Gewerkschaften, Organisationen sowie Beschäftigten und der lokalen Politik.

Gezielte Verknüpfung von Arbeit, Ausbildung und Migration

Die Bevölkerung in der MEO-Region ist vielfältig – und ebenso divers sind die Unternehmen. Besonders erfreulich: Viele der Selbständigen mit Migrationshintergrund sind als Ausbilderinnen und Ausbilder aktiv. Ganz im Sinne von Minister Karl-Josef Laumann, der sagt: „Nordrhein-Westfalen will Bildungsland Nummer 1 werden. Unser Ziel ist, so viele junge Menschen wie möglich in Ausbildung zu führen, niemanden zu verlieren.“

Dass die MEO-Region dabei auf einem guten Weg ist, davon konnte sich der Minister gleich bei der ersten Station seines Besuchs überzeugen: in der Felder GmbH Löttechnik in Oberhausen. Der mittelständische Betrieb mit aktuell 123 Beschäftigten und drei Auszubildenden zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Lötmitteln und konnte in jüngster Zeit viele neue Kunden in den Marktfeldern Elektronik- und Solarindustrie hinzugewinnen.

Um weiterhin Spitzenleistungen erbringen zu können, ist das Unternehmen jedoch auf Fachkräfte angewiesen. Neueinstellungen sind vor allem im IT-Bereich geplant und auch die Zahl der Auszubildenden wird noch in diesem Jahr erhöht. Dabei hat die Felder GmbH immer auch zugewanderte Menschen im Blick, betonten Frank Schröer und Marco Wild von der Geschäftsführung des Unternehmens. Aktuell beschäftigt ihr Betrieb einen Auszubildenden mit marokkanischen Wurzeln, weitere Beschäftigte des Unternehmens haben einen Migrationshintergrund.

Forcierte Berufsanerkennung

„Wir können Integration!“, sagte Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz selbstbewusst beim anschließenden Fachkräftekongress „Vielfalt verbindet: Bildung, Chancen und Teilhabe in MEO“ im Technologiezentrum Oberhausen in seiner Begrüßungsrede. Zugleich forderte er, „Hemmnisse bei Anwerbung, Integration und Ausbildung abzubauen und andererseits Langzeitarbeitslose, Wiedereinsteigerinnen und Unternehmen zu unterstützen.“

Genau das also, was die Fachkräfteoffensive NRW bezweckt, wie der Minister klar formulierte. Nach seinen Worten gilt es, inländische Arbeitsmarktpotentiale zu nutzen. Zum Beispiel die knapp 50.000 arbeitslos gemeldeten Personen in der MEO-Region, darunter viele schwerbehinderte Menschen, von denen rund die Hälfte über eine abgeschlossene Ausbildung verfügt, sowie Frauen, die statt Teilzeit lieber Vollzeit arbeiten wollen.

Gleichzeitig, so der Minister weiter, komme es darauf an, Potentiale aus dem Ausland zu heben und dazu „die Berufsanerkennung zu forcieren“. Hier sah er auch die Arbeitgeber und Kammern in der Pflicht. Erforderlich sei zudem die Zentralisierung der zuständigen Stellen und die Digitalisierung der Verfahren: „Bei den Gesundheitsberufen hat das gut funktioniert.“

Wesentlicher Faktor bei der Fachkräftegewinnung ist nach Überzeugung des Ministers das Thema Ausbildung. Das Problem hier sprach er offen an: Schülerinnen und Schüler befinden sich durchschnittlich volle vier Jahre im Übergangssystem: „Viel zu lange!“, so Karl-Josef Laumann. „Ziel muss sein, junge Menschen aus dem Übergangssektor möglichst rasch in duale Ausbildung zu bringen.“ Die vom Land Nordrhein-Westfalen mit EU-Mitteln geförderten Coaches in der Berufseinstiegsbegleitung sowie die Übergangslotsen leisten hierbei gute Dienste. An die Unternehmen wiederum appellierte der Minister, „konkrete Ausbildungsplatzangebote für attraktive Ausbildungs- und Berufswege“ zu schaffen sowie „Aufstiegsmöglichkeiten und Exzellenz für berufliche Bildung zu fördern“ – so wie etwa das Land NRW mit der Meisterprämie im Handwerk.

Erworbenes Ausbilderzertifikat

Organisiert hatte den von Nora Ismail und Benaissa Lamroubal moderierten Fachkongress die Regionalagentur MEO, eine Einrichtung, die das Land bei der Umsetzung arbeitsmarktpolitischer Vorhaben unterstützt. In Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration (KAUSA) bietet die Regionalagentur MEO einen Kurs zur Vorbereitung auf die Prüfung nach der Ausbildereignungsverordnung (AVEO) an. Ziel des Angebots ist, mehr kleine und mittlere Unternehmen zu befähigen, ihre zukünftigen Fachkräfte selbst qualifiziert ausbilden zu können. Geschafft haben die Prüfung Zhi Wu (Restaurant Duo Noodle aus Essen) und Sezgin Onur (Taxi Team aus Oberhausen). Sie bekamen beim Kongress den Ausbilderschein überreicht. Das Zertifikat ist der erste Schritt auf dem Weg zum Ausbildungsbetrieb. Unterstützt werden sie dabei auf Wunsch von der Industrie- und Handelskammer, versicherte Cornelia Dausend, Ausbildungsberaterin bei der IHK Essen.

Inspirieren lassen sich Unternehmen der Region bei der Fachkräfterekrutierung von der „Essener Charta der Fachkräfte“. Zehn ökonomisch und arbeitsmarktpolitisch relevante Akteure haben die Charta unterschrieben, darunter die Regionalagentur MEO. Deren Leiter Bodo Kalveram erinnerte jedoch daran, dass Fachkräfte nicht nur einen attraktiven Arbeitgeber suchen, sondern auch einen attraktiven Arbeitsort mit freien Wohnungen und gesicherter Kinderbetreuung: „Clevere Kommunen verbinden deshalb die Themen Fachkräfte, Infrastruktur und Wirtschaftsförderung.“

Genauso wie die „Essener Charta der Fachkräfte“ will auch das Projekt „Refugees into Work - Niederrhein“ die Arbeitsmarktintegration und Beschäftigungsfähigkeit von Menschen mit Migrationsgeschichte und hier speziell die von Geflüchteten steigern und sie in ihrem Entschluss stärken, einen beruflichen oder akademischen Bildungsabschluss zu erwerben. Sahdia Qamar von der AWO und Barbara Yeboah, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mülheim/Oberhausen, stellten das Projekt vor und betonten zugleich: „Wenn es um die Teilhabe geflüchteter Menschen am Arbeitsmarkt geht, war das Handwerk schon immer eine starke integrative Kraft.“

Gelebte Willkommenskultur

Wie groß der Handlungsbedarf bei der Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte in Arbeit und Ausbildung noch immer ist, illustrierten im Technologiezentrum Oberhausen die Ausführungen von Enes Isik, Sevde Nur Akbas, Fatou Yansane und Victor Melsyn. Heute beruflich erfolgreich, mussten sie teils mehrere Jahre warten, bis sie endlich ihren Ausbildungsplatz gefunden hatten. Nicht zuletzt ihr fremd klingender Name im Bewerbungsschreiben, vermuteten sie, hatte ihnen die Ausbildungsplatzsuche erschwert. Waren sie aber erst einmal im Betrieb und hatten ihr Können unter Beweis gestellt, „spielten Namen keine Rolle mehr.“

Von Alltagsdiskriminierung berichteten in der abschließenden Panel-Runde auch Hochqualifizierte mit perfekten Deutschkenntnissen, so die Juristin Dr. Asmaa El Idrissi, Dr.-Ing. Dennis Bakir, Geschäftsführer Innovator Institut gGmbH, Saadettin Tüzün, Aufsichtsratsvorsitzender der OWT GmbH und Tabitha Tschimbalanga vom Afro Deutschen Akademiker Netzwerk (ADAN e.V.). Ihre auf Eigenerfahrung beruhenden Wortbeiträge unterstrichen, wie aktuell die Forderung von Minister Laumann ist: „Wir brauchen eine gelebte Willkommenskultur – in Behörden, Kammern und Unternehmen.“