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Fachkräftetour – Region Siegen-Wittgenstein und Olpe

Fachkräftetour Minister Laumann und Akteure

Minister Laumann auf Fachkräftetour in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe

Auf seiner Fachkräftetour machte Minister Laumann am 18.04.2024 Station in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe.

Berufliche Weiterbildung in Zeiten der Transformation

In einer Zeit, in der die Wirtschaft boomt und die Digitalisierung voranschreitet, ist in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe der Mangel an Fachkräften allgegenwärtig. Wie die Verantwortlichen vor Ort auf die Herausforderung reagieren, davon verschaffte sich Minister Karl-Josef Laumann auf seiner Fachkräftetour am 18.04.2024 ein eigenes Bild.

Fast jeder vierte Beschäftigte wird in den kommenden zehn Jahren altersbedingt aus dem Erwerbsleben aussteigen. Darunter viele bestens qualifizierte Personen. Umso bedeutsamer die vielfältigen Initiativen der Fachkräfteoffensive NRW. Mit ihnen will das Land Nordrhein-Westfalen die Fachkräftesituation langfristig verbessern.

„Konkret gelebt und umgesetzt werden all diese Initiativen in den Regionen und Betrieben“, sagt Minister Karl-Josef Laumann. „Ganz wichtig“ sind ihm deshalb „die Impulse und Ideen von denjenigen, die vor Ort konkret mit dem Problem des Fachkräftemangels konfrontiert werden.“ Deren Aktivitäten im Detail kennenzulernen, ist Ziel seiner Fachkräftetour.

So auch bei seiner Station in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe. Hier fehlen vor allem Fachkräfte in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege, in den Metall- und Elektroberufen, der Lagerwirtschaft sowie im Hochbau. Ein Lichtblick ist deshalb, so Landrat Andreas Müller beim Besuch des Ministers, die vom Kreis Siegen-Wittgenstein mit Hilfe des Bildungsinstituts für Gesundheitsberufe in Südwestfalen und des Kommunalen Integrationszentrums eingerichtete “Internationale Pflegeschule”. Aktuell absolvieren hier mehr als 20 junge Vietnamesinnen und Vietnamesen eine Ausbildung für die ambulante und stationäre Kranken- und Altenpflege – gelungene Fachkräftesicherung also in einer „systemrelevanten“ Branche.

Strategische Ausbildung

Auf Fachkräfte angewiesen ist auch die HF Mixing Group in Freudenberg, einer der Hidden Champions in Nordrhein-Westfalen und erster Halt des Ministers bei seinem Besuch in der Region. Das Traditionsunternehmen mit weltweit 1.200 Beschäftigten, darunter 390 am Hauptstandort Freudenberg, ist auf die Maschinen-, Anlagen- und Komponentenproduktion für die kautschukverarbeitende Industrie spezialisiert. „Alle nennenswerten Innovationen für die gummiverarbeitende Industrie sind in den Unternehmen der HF MIXING GROUP entstanden“, konnte Dr. Holger Rudzio von der Geschäftsführung des Unternehmens dem Minister bei seinem Betriebsrundgang selbstbewusst verkünden.

Genauso erfolgreich agiert das Unternehmen beim Thema Fachkräftesicherung. Zentraler Erfolgsfaktor ist dabei die eigene Ausbildung. Davon zeugen die 20 Auszubildenden in zehn Ausbildungsberufen im kaufmännischen und im gewerblich-technischen Bereich. Zudem absolvieren zwölf junge Betriebsangehörige ein duales Studium in Maschinenbau an der Universität Siegen. Eine eigene Lehrwerkstatt und vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die enge Zusammenarbeit mit Schulen sorgen für Qualität in der Aus- und Weiterbildung.

Strategische Weiterbildung

Um Fachkräftesicherung durch „Berufliche Weiterbildung in Zeiten der Transformation“ ging es auch beim anschließenden, von der Regionalagentur Siegen-Wittgenstein und Olpe organisierten Fachkräftekongress in den Räumlichkeiten der HF Mixing Group. 75 Gäste aus der Praxis nahmen daran teil: darunter Lenkungskreismitglieder und Unternehmen genauso wie Azubis, Betriebsräte und Weiterbildungsträger.

Hier erfuhr der Minister Genaueres über die erstklassigen Bildungs- und Forschungseinrichtungen in der Region. Da ist zum Beispiel das „DIGITALUM – Wittgensteiner Qualifizierungszentrum zum Erwerb digitaler Kompetenzen.“ Eins seiner konkreten Projekte konnte er persönlich in Augenschein nehmen: den DIGITALUM-Bus. Ausgestattet mit unterschiedlichen Technologien fungiert er als rollende Zukunftswerkstatt, als mobiles Digitallabor, das Digitalisierung erlebbar macht und in die Städte und Dörfer des ländlich geprägten Wittgensteins bringt. Denn klar ist: Zwischen Digitalisierung und Fachkräftesicherung besteht ein direkter Zusammenhang. Das Zwischen-Resümee des Ministers: „Gezielte Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Bildungseinrichtungen sowie innovative Ausbildungs- und Beschäftigungsmodelle können die Fachkräftesituation nachhaltig verbessern.“

Nach der Eröffnung durch Landrat Andreas Müller erläuterte Minister Laumann in Grundzügen die Strategie der Fachkräfteoffensive NRW. Dazu zählt zum Beispiel die Förderung des Landes bei Coaching und Begleitung junger Menschen im Übergang von der Schule in den Beruf: „Allein in der Region hier sind insgesamt 16 Coaches im Einsatz.“ Weitere Elemente der Fachkräftestrategie sind die Meisterprämie im Handwerk, die Vermittlungsoffensive für Arbeitsuchende im Leistungsbezug, eine verlässlichere Kinderbetreuung, um den Anteil von Frauen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu erhöhen, die Optimierung bei der Berufsanerkennung zugewanderter Menschen sowie die geplante Vereinbarung der Landesregierung mit Unternehmen und Unterstützungssystemen für mehr Beschäftigung von Menschen mit Behinderung.

Im anschließenden Podiumsgespräch mit dem Minister plädierte Dirk Pöppel von der IHK für die gleichwertige Anerkennung von Ausbildung und Studium. Dr. Rudzio, Geschäftsführer der HF Mixing Group, empfahl Führungskräften, die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „positiv und inspirierend zu begleiten“ und Harald Görnig, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, wies auf die „vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk“ hin. Doch die Zahl der abgeschlossenen Meisterprüfungen im Handwerk ist seit Jahren rückläufig. Daran etwas ändern soll die Meisterprämie NRW. „Ein voller Erfolg“, so der Minister: „Schon Anfang des Jahres wurde die Marke von 1.500 ausgezahlten Prämien überschritten.“

Arndt G. Kirchhoff, Präsident des Verbands der Metall- und Elektro-Industrie NRW, sah in den durch Digitalisierung ermöglichten neuen Lernformen Chancen für die Weiterbildung und betonte, dass die Unternehmen insbesondere in den vergangenen Jahren die finanziellen Anstrengungen beim Thema Qualifizierung noch einmal verstärkt hätten, während André Arenz von der IG Metall Olpe kritisch anmerkte, dass Weiterbildung in den Unternehmen noch viel zu oft auf kurzfristige Bedarfe statt strategisch ausgerichtet sei.

Vernetzte Weiterbildungsräume

Ganz regionalspezifisch der Vortrag von Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V. (VdSM). Er referierte zum Projekt „Fachkräfte.Bilden.Zukunft“. Konkret geht es hier um die Entwicklung einer Strategie zur Förderung der Lern- und Weiterbildungskultur inklusive mobiler Lernorte und aufsuchender Weiterbildung in der ländlichen Region.

Bei der folgenden, zweiten Podiumsrunde stand die „Berufliche Weiterbildung aus Sicht der Beschäftigten“ im Zentrum des Gesprächs. An ihm nahmen Florian Weiß, Absolvent einer „betriebsbegleitenden Qualifizierung“, sowie Frank Trilling, Personalchef der HF Mixing Group, teil, des Weiteren Annette Benfer, Betriebsratsvorsitzende der Berker GmbH, Sven Wachter, Betriebsratsvorsitzender der HF Mixing Group, und Stephanie Krömer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen.

Diskutiert wurden hier die Vorteile von Online-Lernangeboten und flexiblen Arbeitszeitmodellen zur besseren Vereinbarkeit der Weiterbildung mit beruflicher Tätigkeit und Privatleben. Angemahnt wurde zudem eine größere Transparenz bei den Weiterbildungsangeboten, verbunden mit dem Rat, jungen Menschen Weiterbildungsmöglichkeiten schon während der Ausbildung aufzuzeigen. Wie nützlich Weiterbildung für alle Beteiligten ist, illustrierte Frank Trilling, Personalchef der HF Mixing Group, mit der Aussage, dass sich in jüngster Vergangenheit fast alle offenen Führungspositionen und Vakanzen im Fachkräftebereich seines Unternehmens mit zuvor zusätzlich qualifizierten internen Beschäftigten besetzen ließen.

Von Ministerbesuch und Fachkräftekongress erwartet Achim Otto, Leiter der Regionalagentur Siegen-Wittgenstein und Olpe, zusätzlichen Schwung bei der „Schaffung guter Voraussetzungen zur beruflichen Weiterbildung.“ Für die Regionalagentur und ihre Partner – darunter IHK, HWK, Kreishandwerkerschaft, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Universität Siegen, Agentur für Arbeit, Jobcenter und Kommunen – steht aktuell das Thema „vernetzte Weiterbildungsräume“ auf der Agenda. Dazu zählt auch die Entwicklung neuer Ideen zur spezifischen Ansprache besonderer Personengruppen wie etwa Angelernte und Helfer, geringfügig Beschäftigte sowie Kundinnen und Kunden der Jobcenter – ganz im Sinne von Minister Laumann, der sagt: „Wir brauchen eine Kultur der kontinuierlichen Qualifizierung – sowohl für die beruflichen Perspektiven des Einzelnen als auch für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.“