
Alternative zur Einzeltherapie: Gesundheitsministerium und Partner informieren zu Gruppenangeboten in der Psychotherapie
Gesundheitsminister Laumann: Gruppentherapien sind wirksam und fördern Austausch und Zusammengehörigkeit
Bei dem Begriff Psychotherapie denken viele Menschen an ein Einzelgespräch mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten. Es ist jedoch wissenschaftlich nachgewiesen, dass Gruppentherapien eine vergleichbare Wirksamkeit haben. Sie sind ein anerkanntes Behandlungsverfahren in der Psychotherapie. Aber wie sieht eine Therapie in der Gruppe aus? Für wen kommt das Angebot in Frage? Und welche Vorteile hat es, sich nicht alleine, sondern gemeinsam mit weiteren Patientinnen und Patienten psychotherapeutisch behandeln zu lassen? Kompakte Informationen rund um das Thema Gruppenpsychotherapie bietet ein neuer Flyer, den das Gesundheitsministerium gemeinsam mit den Kassenärztlichen Vereinigungen, der Psychotherapeutenkammer und der Patientenbeauftragten (LBBP) in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht hat. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Praxen können den Flyer über den Link im Broschürenservice des Ministeriums bestellen oder herunterladen. In den Praxen können Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten den Flyer dann an interessierte Patientinnen und Patienten verteilen.
„Leider müssen nicht wenige Menschen in Nordrhein-Westfalen immer noch zu oft zu lange auf einen freien ambulanten Therapieplatz warten. Eine Gruppenpsychotherapie kann hier eine sinnvolle Alternative zur Einzelsitzung sein und einen früheren Einstieg in die psychotherapeutische Behandlung ermöglichen. Ob jemand an einer Gruppenpsychotherapie teilnehmen möchte, ist selbstverständlich eine freie Entscheidung. Und sicherlich ist die Gruppenpsychotherapie nicht in jedem Fall geeignet. Um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ist es aber wichtig, gut informiert zu sein. Deswegen freue ich mich sehr, dass wir mit dem Flyer gemeinsam mit unseren Partnern über diese Möglichkeit informieren können. In jedem Fall sollte natürlich das Gespräch mit einer Psychotherapeutin, einem Psychotherapeuten, einem Arzt oder einer Ärztin gesucht werden“, erklärt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
Psychotherapie in Nordrhein-Westfalen
Die Zahl der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die sich in bestimmten Regionen niederlassen können, ist nach bundesgesetzlichen Regelungen begrenzt. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass eine gleichmäßige und bedarfsgerechte Versorgung in allen Regionen gewährleistet wird. In Nordrhein-Westfalen sind die bundesweiten Vorgaben zur Zahl der Psychotherapeutinnen und -therapeuten erfüllt. Gesetzlich Krankenversicherte haben einen Anspruch auf eine ambulante Psychotherapie, wenn eine entsprechende psychische Erkrankung festgestellt ist. Dennoch haben Patientinnen und Patienten oftmals Schwierigkeiten, Termine zu bekommen. Wesentlicher Hintergrund ist eine gestiegene Nachfrage und Inanspruchnahme ambulanter Psychotherapie.
Was ist eine Gruppenpsychotherapie?
In der Gruppentherapie kommen üblicherweise drei bis neun Patientinnen und Patienten unter der Leitung einer Psychotherapeutin bzw. eines Psychotherapeuten zusammen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer verpflichten sich zur Verschwiegenheit über alles, was in Gruppensitzungen geschieht und besprochen wird. Es steht ihnen frei, wie intensiv sie sich mit eigenen Themen und zu denen der anderen Teilnehmenden einbringen.
Bei den ersten Gesprächen mit einer Psychotherapeutin bzw. einem Psychotherapeuten kann bereits erkannt werden, ob eine Gruppentherapie geeignet ist. Das Angebot der Gruppenpsychotherapie kann unverbindlich getestet werden. Die meisten Patientinnen und Patienten erleben Gruppentherapien schnell als sehr hilfreich.
Was sind die Vorteile der Gruppenpsychotherapie?
Die Entscheidung für eine Gruppentherapie kann einen früheren Einstieg in die psychotherapeutische Behandlung ermöglichen. In der Gruppentherapie haben Patientinnen und Patienten die Gelegenheit, sich intensiv miteinander auszutauschen. Dadurch ist ein Perspektivwechsel möglich, der dabei helfen kann, die eigene Wahrnehmung positiv zu verändern. Das ist in einer Einzeltherapie nicht in gleicher Weise erreichbar. Zudem kann die Gruppe die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrem Therapieweg bestärken und ihnen wertvollen Rückhalt bieten.
Dazu zählt unter anderem, dass Gruppenmitglieder
• ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln und spüren können, mit ihren seelischen Problemen nicht allein zu sein,
• die positive Erfahrung machen können, sich durch offene Kommunikation über die eigenen seelischen Probleme entlasten zu können,
• durch die Beiträge der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer vielfältige Hinweise bekommen können, um Lösungen für eigene seelische Probleme zu entwickeln,
• erleben können, anderen Menschen helfen zu können.
Weitere Informationen zum Thema Psychotherapie sind auf der Website des Ministeriums zu finden: https://www.mags.nrw/psychotherapie
Terminvereinbarung — erste Kontaktaufnahme
Menschen, die sich psychisch belastet fühlen, jedoch unsicher sind, ob sie eine ambulante Psychotherapie benötigen, können über die Rufnummer 116 117 (kostenfrei) innerhalb einer Woche einen Termin für eine psychotherapeutische Sprechstunde erhalten. Dieser Termin muss in den folgenden vier Wochen nach der Vermittlung liegen.